Sommeraktion
Viamonda Reisejournal

Kolumbien – ein Potpourri aus Kultur, bunten Farben, Kaffeeplantagen und Karibikträumen

Ich sitze im Flugzeug, es sind Minusgrade und in der Nacht hat es unermüdlich geschneit. Ich entfliehe gemeinsam mit meinen Eltern der winterlichen Schweiz und darf für 3 Wochen in die farbenfrohe Welt Kolumbiens eintauchen. Uns erwarten majestätische Berge der Anden, eine pulsierende Hauptstadt Bogota, geheimnisvolle Steinfiguren in San Agustin, ein grünes Paradies «Cocora Tal», die wohl aufstrebendste Stadt Medellín und die bezaubernde Küstenstadt Cartagena, ein Potpourri wie es besser nicht sein könnte.

Hast Du Lust mit mir in eine vielseitige Kultur, lebendige Musikszene, köstliche Küche und karibische Traumstände einzutauchen? Komm mit auf eine Reise, wo der Winterblues keine Chance hat!

Bogota

Willkommen in der Hauptstadt Kolumbiens, Bogota. Nach einer angenehmen, wenn auch langen Reise, erhalten wir auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel schon einen ersten Eindruck der 8 Millionen Stadt. Es ist Feierabend und die Autos verstopfen die Strassen. Dennoch habe ich das Gefühl, alles läuft einigermassen geordnet ab und wir kommen nach einer 45-minütigen Fahrt im Hotel an.

Es wird früh dunkel, das vergesse ich jedes Mal, wenn ich in diesem Teil der Weltkugel unterwegs bin. Ich liebe es, denn das heisst für mich, der Tag beginnt früh. Wir checken ein und starten zu einem kleinen Orientierungsspaziergang auf der 2.600 Meter ü. d. M. gelegenen Stadt Bogota. Es gibt das erste kolumbianische Abendessen: Patacones gratinados, Empanaditas mit Fleisch gefüllt und frittierte Yuca. Die vielfältigen Aromen der kolumbianischen Küche lassen meine Geschmackssinne schon jetzt tanzen.

Frittierte Empanadas mit einer scharfen Sosse

Aufgrund der Lage kann das Wetter in Bogota ziemlich wechselhaft sein. Kühle Temperaturen und Regenschauer sind durchaus normal. Wir merken von all dem nichts und starten mit blauem Himmel in den nächsten Tag. Unser erster Stopp ist die bekannte «Plaza de Boliviar» mit dem beeindruckenden Justizpalast und der Kathedrale. Ein Schauplatz mit wichtigen historischen Ereignissen, darunter die Verkündigung der Unabhängigkeit Kolumbiens im Jahre 1810. Wir tauchen ein in die faszinierende Geschichte des Landes mit einem Besuch des Goldmuseums. Die präkolumbianischen Schätze aus der vergangenen Zeit sind eine Bewunderung wert. Ich empfehle Euch den Besuch direkt am Vormittag einzuplanen, so hast Du das Museum fast für Euch allein.

Aus der glänzenden Welt des Goldmuseums begeben wir uns auf eine kulinarische Reise zum Mercado Paloquemao. Das strahlende gelb der Ananas, das leuchtende pink der Pitaya und die mir bis dahin unbekannte Granadilla, mit ihrer knusprigen Hülle und dem süssen Inneren, das an Passionsfrucht erinnert, von alldem an ich gar nicht genug bekommen. Wir probieren exotische Früchte, frische Fruchtsäfte und lassen uns vom Duft der frittierten Empanadas den Appetit anregen – eine Geschmacksexplosion der besonderen Art.

Wir lassen die vielfältigen Aromen des Mercados hinter uns und machen uns auf den Weg zur unterirdischen Salzkathedrale, die uns tief unter die Erde führt. Das Zusammenspiel von Licht und Schatten und die kunstvoll gestalteten Skulpturen erzeugen eine magische Atmosphäre.

Salzkathedrale von Zipaquira und Abendessen bei unserem Busfahrer

Die faszinierende Sehenswürdigkeit ist eine aussergewöhnliche Sehenswürdigkeit in Kolumbien. Die Salzkathedrale befindet sich in einem ehemaligen Salzbergwerk tief unter der Erde. Das Bauwerk ist eine Kombination aus Kunst, Architektur und Spiritualität. Bei Klaustrophobie empfehle ich, diese Sehenswürdigkeit auszulassen und eine alternative Erfahrung zu erkunden.

Der Ort selbst, Zipaquira, ist ein malerisches Städtchen, was im Anschluss einen Besuch wert ist. Bekannt geworden ist dieser Ort durch die Salzindustrie. Wir spazieren zum Hauptplatz «Plaza de los Comunerso» und kommen in den süssen Genuss von kolumbianisches «Obleas». Was das ist? Obleas sind dünne, knusprige Waffel, bestrichen mit Arequipe (Karamellcreme) und Mora (Brombeermarmelade).

Als ob der Tag nicht schon ausreichend Highlights hatte, werden wir von unserem Busfahrer Luis und seiner Familie zum Abendessen bei sich zu Hause eingeladen. Wir kommen in den Genuss eines traditionellen kolumbianischen Eintopfs namens «Ajiaco». Die reichhaltige Suppe wird mit Hühnchen, Kartoffeln, Mais und verschiedenen Gewürzen zubereitet. Das Topping: Eine Art Sour Cream mit Kapern. Die Beilage: Avocado und Reis. Herzhaft und würzig, cremig und geschmackvoll – der absolute Geschmackskick, wenn Du mich fragst.
Meine Quintessenz: Der Abend ist absolut gelungen, es war einfach authentisch!

San Agustin

Bevor es für uns per Inlandsflug von Bogota weiter nach San Agustin geht, fahren wir mit der Zahnradbahn auf das markante Wahrzeichen Bogotas dem Berg «Monserrate». Majestätisch erhebt er sich über die Stadt. Oben angekommen, werden wir mit einer einzigartigen Perspektive auf die Stadt belohnt. Auf dem Gipfel befindet sich ein Kloster, welches zu den wichtigsten Pilgerstätten des Landes gehört. Verträumt gucke ich auf die Stadt. Unser privater Guide sagt mir in diesem Moment: «Kolumbien ist ein Land der Extreme, der zwei Polen, ein Schwarz/Weiss – ein Land mit vielen unterschiedlichen Gesichtern».

Mit diesem Gedanken steige ich in die kleine Propellermaschine Richtung Pitalito.
Ready for take off!

Schon beim Landeanflug bin ich fasziniert, wie grün es hier ist. Wir landen bei sonnigen 25 Grad und werden herzlich von unserem neuen Guide und Fahrer empfangen. Auf dem Weg zum Hotel besprechen wir die kommenden Tage. Schon gespannt? Kannst Du sein. Die nächsten Tage kannst Du mit mir entlang geheimnisvoller archäologischer Stätten von San Agustin wandern.

Die geheimnisvolle Kultur von San Agustin

Ein geheimnisvoller Ort, umgeben von dichtem Grün und dem mächtigen «Rio Magdalena» der durch die Region von Huila fliesst. Der Park von San Agustin gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und verbirgt prähistorische Steinfiguren, die mich in eine Vergangenheit eintauchen lassen und in eine andere Welt entführen, die ich so noch nicht kannte.

Die majestätischen Steinfiguren, teilweise einige Meter hoch, dargestellt in menschlichen Figuren, Tieren und mythologischen Wesen, erzählen alle ihre eigenen Geschichten. Geschaffen zwischen 1000 v. Chr. und 1200 n. Chr. von den Ureinwohnern der Region. Verziert mit feinen Schnitzereien, symbolischen Markierungen und Farben versetzen sie mich ins Staunen. Die Ureinwohner hinterlassen nicht nur markante Steinfiguren, sondern auch beeindruckende Grabstätten. Eine prägende Kultur mit einer engen Verbindung zwischen Natur und einer spirituellen Welt. Genau das spiegeln die Steinfiguren und Grabstätten wider.

Einige Gedanken lassen mich nicht los, denn ihre Herkunft und Bedeutung ist bis heute ein Mysterium. Wie die Zeit damals wohl gewesen sein muss? Wieso sind die Ureinwohner so schlagartig aus dieser Region geflüchtet? Alles Fragen, die uns nur mit Vermutungen beantwortet werden können …

Die mysteriösen Steinfiguren im archäologischen Park von San Agustin

Auf dem höchsten Punkt der archäologischen Stätte angekommen, werde ich mit einem überwältigenden Ausblick auf die Anden belohnt, die sich majestätisch über die Landschaft erheben. Ich kann es sicher bestätigen, was ich bis dahin nur in Reiseführern und Blogs gelesen haben. Die einzigartige Kombination aus Natur, Geschichte und Kultur machen diesen Ort Kolumbiens zu einem ganz besonderen.

Meine Schlussfolgerung: Die damals hier lebende Bevölkerung muss ein unfassbar tiefes Wissen für Steinarbeiten, Landwirtschaft und kosmische Phänomene gehabt haben.

Popayan und eine holprige Fahrt durch den Purace Nationalpark

Nach drei geschichtsträchtigen Tagen verlassen wir die Region um Huila und machen uns auf in Richtung Popayan, auch die «weisse Stadt» genannt. Die Fahrt durch den Purace Nationalpark ist eine Abenteuerfahrt hoch 10, denn die Strasse ist nur teilweise asphaltiert. Ganze 35 km des Naturschutzgebietes lassen sich nur mit viel Geduld auf einer Schotterpiste zurücklegen. Wir bewegen uns im Schritttempo und bekommen so eine optimale Chance, die Naturidylle des Parks in vollen Zügen zu geniessen. Der Nebel hängt wie ein sanfter Schleier über der Landschaft und benetzt die Pflanzen mit Feuchtigkeit. Aufgrund der Höhenlage können die Temperaturen auf 11 Grad sinken. Angekommen in Popayan merken wir davon merklich wenig und wir kommen wieder in den Genuss von traumhaften 25 Grad.

Willkommen in der weissen Stadt

Ich werde zum ersten Mal ein wenig enttäuscht, vielleicht weil ich mir die «weisse Stadt» spektakulärer vorgestellt habe. Natürlich sind die gut erhaltenen Kolonialbauten mit ihren kunstvollen Balkonen schön anzusehen, aber an mehr kann ich mich nicht begeistern.

Mein Highlight ist hingegen die Übernachtung in einem aus dem Jahr 1570 altem Franziskanerkloster. Wieder einmal werde ich während der Rundreise in die Vergangenheit zurückversetzt. Ein Hotel, welches die perfekte Vereinigung zwischen einer spirituellen Atmosphäre und modernem Komfort bietet. So hat es dem Aufenthalt in Popayan noch den besonderen Glanz verliehen.

Die «weisse» Stadt Popayan

Silvia

Diese Mal starte ich ganz ohne Erwartung in den nächsten Tag. Frühmorgens geht es über die Panamericana in Richtung Silvia.

Interessanter Fact: Die Panamericana ist eine der längsten Fernstrassen der Welt. Beginnend in Alaska, über Mittelamerika bis zur Erreichung ihres Ziels in Ushuaia (Argentinien, Feuerland).

Die Panamericana ist in Kolumbien eine der wichtigsten Strassen des Landes. Wir erreichen nach ca. 2 Stunden das Zentrum Silvias. Ferlini, eine Indigene Bewohnerin der Guambiano Community, begrüsst uns freundlich. Wir starten mit einem Besuch des lokalen Marktes. Schon frühmorgens startet hier das bunte Treiben. Wir schlängeln uns vorbei an den Händlern und ihrer frischen Ware. Hier bleiben keine Wünsche offen. Mir steigt wieder der Duft exotischer Früchte in die Nase. Ich dachte, ich hätte mich in Bogota schon durch die leckersten Früchte durchprobiert – falsch gelegen. Wir kommen auch hier in den Genuss von reifen, süssen und unwiderstehlichen Früchten, wie die Sternfrucht und die Guayaba. Zum Schluss gibt es noch einen Nachtisch: «Cocadas» frittierte Kokosraspeln ummantelt mit einer Ei-Zuckermasse. So eine leckere Süssspeise habe ich schon lange nicht mehr gegessen.

Während des Besuchs in Silvia lässt uns Ferlini in ihre Welt eintauchen. Sie erzählt, dass die Guambianos, auch unter dem Namen Misak bekannt sind, ein indigenes Volk, welches hauptsächlich in der Region Cauca lebt. «Misak» sagt sie, heisst in ihrer indigenen Sprache übersetzt «Mensch». Wir dürfen mit der lieben Ferlini ein Stück in ihr Reservat fahren, welches oberhalb von Silvia liegt und für Guambainos ein wichtiger kultureller und historischer Ort ist. Wir bekommen einen Einblick in ihre traditionsreiche Kultur, ihre handwerklichen Fähigkeiten, die Weberei und in die Herstellung traditioneller Kleidungsstücke, wie die Ponchos und Taschen. Ferlini erzählt uns, dass es einer der wichtigsten Bestandteile und auch Herausforderungen für die Guambiano Community ist, die Kultur zu schützen und diese weiterzuführen.

Mir wird wieder einmal bewusst, wie wertvoll dieses Land ist. Um das kulturelle Erbe Kolumbiens und die Vielfalt der indigenen Kulturen zu bewahren, sind Respekt und Verständnis absolut entscheidend für eine Inklusivität.

Als ich am Ende um ein Foto bitte, sagt Ferlini schüchtern ja und möchte ein Foto als Gegenleistung haben. Na klar sage ich, denn ich versetze mich in solchen Situationen immer in den Menschen vor Ort. Ich möchte auch nicht einfach ohne gefragt zu werden fotografiert werden. Was ich damit sagen möchte, fragt höflich nach einem Foto und akzeptiert auch ein «nein». Seht es dann einfach positiv, denn bei einem «nein», hat das fotografische Gedächtnis etwas mehr zum Abspeichern.

Ferlini, eine indigene Bewohnerin aus dem Reservat Nahe Silvia

Indigene Bevölkerung in Silvia

Chivas, Kolumbiens bunte Busse

In Silvia spielen die bekannten offenen, oft bunt bemalten Busse «Chivas» eine wichtige Rolle. Sie dienen als lokales Transportmittel, welches die Bewohner, vor allem am Markttag (dienstags) ins Dorf bringt. Die Waren werden meistens mit Leitern auf das offene Dach gehievt. Es stapeln sich Kartoffel- und Maissäcken, Maniok oder auch Yuca, Früchte und Gemüse. Im Inneren auf den bunt bezogenen langen Sitzbänken, sitzen die Verkäufer, auf ihrem Weg zum Dorf.

Cocora Tal, kolumbianischer Kaffee, Salento und Filandia

Nach einem eindrücklichen Vormittag, gefüllt mit kultureller Vielfalt, führt uns der Weg ins Cocora-Tal, in der Region Quindio, wo die prächtigen Wachspalmen zu Hause sind. Wir kommen in eine Gegend Kolumbiens, wo eine ganz neue landschaftliche Szenerie dominiert. Unsere Kaffeefinca, mitten im Grünen gelegen, bietet die beste Möglichkeit für Erholung und Ruhe. In der Hängematte schaukelnd, lassen wir den Tag Revue passieren, bevor wir uns zurückziehen und der Kaffeefinca gute Nacht sagen.

Mild, ausgewogen, nussig, süss, kräftig, fruchtig – es gibt unzählige Merkmale, die den Geschmack eines Kaffees beschreiben und ausmachen können. Auf einer Kaffeefinca erhalten wir verschiedene Impressionen vom Anbau bis zum Verkauf des berühmten Arabica-Kaffees. Eines der Hauptanbaugebiete ist die Region Quindio, welche die ideale klimatische Bedingung bietet. Allerdings ist das nur ein Faktor von vielen, die für die perfekte Kaffeebohne wichtig sind. So gehört der Terrassenanbau und die Ernte, welche immer noch von Hand durchgeführt wird, sowie die Röstung zu wertvollen Eigenschaften der Kaffeeproduktion. Die Kaffeeart «Arabica» wird nicht umsonst als die dominierende Kolumbiens bezeichnet. Ein solcher Besuch ist sehr zu empfehlen und ein absolutes Muss für Eure Reise nach Kolumbien.

Unsere Weiterreise führt uns in das charmante Dorf Filandia. Nicht ganz so touristisch wie Salento, überrascht es aber dennoch mit seiner farbenfrohen Kolonialarchitektur. Wir sind umgeben von einer wunderschönen grünen Landschaft, welche eine idyllische Atmosphäre ausstrahlt. Wir schlendern entlang der Hauptgasse «Carrera 3» und kommen an vielen Geschäften vorbei. So verbringen wir unseren Nachmittag mit shopping, bummeln, fotografieren, Kaffee trinken und kolumbianischem Kuchen essen.

Den nächsten Tag startet wir nach einem leckeren Frühstück und bei strahlend blauem Himmel, in der kolonial eingerichteten Finca, in Richtung Cocora Tal (spanisch: Valle de Cocora). Das Cocora Tal ist ein beeindruckendes Tal, welches für seine markanten Wachspalmen bekannt ist. Die Palmen können bis zu 60 Meter in die Höhe wachsen und sind für diese Region ein nationales Symbol. Wir spazieren den kleinen Wanderweg bis nach oben, wo uns bei einer 360° Drehung eine grüne Berglandschaft anlacht. Wir sind nicht die einzigen, die diesen Moment erleben wollen. Das Cocora Tal zieht täglich einige Touristen an, die nach den besten Fotomotiven suchen.

Die Landschaft und die vielen Wanderwege kannst Du zu Fuss oder zu Pferd erkunden. Wir wählen Option 2 und reiten ca. 30 Minuten, über Stock und Stein, durch Flüsse und über kleine Hügel durch das dichte Geäst des «Valle de Cocora». Der Ausritt war eine Erfahrung wert, mein Fazit ist allerdings: «Ich werde niemals ein Pferdemädchen».

Von imposanten Wachspalmen im Cocora Tal führt uns unsere Tour zu bunten Kolonialgebäuden in Salento. Wir sind allerdings wegen eines anderen Erlebnisses hier. Wir lernen die traditionelle kolumbianische Sportart «Tejo» kennen. Hier ist Geschicklichkeit und gute Wurfkraft eine optimale Voraussetzung für einen lustigen Nachmittag. Das Ziel ist es, die schweren Steine (Tejos) so zu werfen, dass sie auf einer Metallplatte landen, welche auf einem Lehmfeld liegt. Wenn ein «Tejo» die kleinen Metallplatten trifft, welche mit Schwarzpulver gefüllt sind, knallt es ordentlich und es gibt Punkte. Unbedingt ausprobieren, wir waren begeistert.

Nationalsport «Tejo» spielen

Wir kehren zurück in unsere ruhige Hacienda und geniessen den Abend bei einem kolumbianischen Abendessen inmitten völliger Ruhe.

Honda und Amero

Heute liegt ein emotionaler Tag vor uns. Mein Vater war 1985 schon einmal in Kolumbien, als freiwilliger Helfer im Auftrag des Arbeitersamariterbundes.

Amero 1985

Zu spät kam die Information an die BewohnerInnen, die Stadt Amero zu verlassen. Denn am 15. November 1985 brach der ca. 50 km von der Stadt entfernte Vulkan «Nevado de Ruiz» aus und riss über 20.000 Menschen in den Tod. Eine gewaltige Schlammlawine aus Schmelzwasser, Schlamm und Gestein bedeckte die Stadt Amero nach dem Ausbruch vollständig. Zeitungen und Medien schrieben: «Amero hat aufgehört zu existieren». In derselben Nacht begann die Rettung der Überlebenden und so entschieden sich kurzentschlossen fünf Freiwillige aus dem Grossraum Hannover nach Kolumbien zu fliegen, um ihre Hilfe anzubieten. Allerdings ohne grossen Erfolg, denn ein Teil ihrer aus Deutschland mitgebrachten Ausrüstung wurde direkt nach Ankunft von kolumbianischen Militärkraftfahrern entwendet. Das Ausmass der Katastrophe war kaum in Worte zu fassen, so sagte mein Vater. Der Todeskampf der jungen Omayra, welche 72 Stunden in einer Schlammgrube feststeckte, ging damals um die Welt.

Gedenktafel am Eingang von Amero

Der schreckliche Vulkanausbruch zählt zu einer der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte Kolumbiens. Noch heute reden die Kolumbianer nicht gerne über diesen Tag. Wir besuchen diesen Ort, ein Ort, der heute zum Friedhof erklärt ist. Ein Ort der Stille. Überall stehen Kreuze. Alle mit demselben Todesdatum 15. November 1985. Uns umgibt ein mulmiges Gefühl, über das wohl grösste Massengrab zu laufen. Nur Ruinen, wie der frühere Altar der Kathedrale lassen erahnen, wie die Stadt einst ausgesehen haben muss.

Wir haben genug. Wir lassen Amero hinter uns, mit einem letzten Blick auf den mächtigen Vulkan «Nevado de Ruiz». Unsere Weiterfahrt führt uns in Richtung Honda, wo unser kleines Hotel liegt. Wir haben es als Zwischenziel gewählt, bevor es am nächsten Tag weiter nach Medellín geht.

Wichtiger Hinweis: Dieser Teil der Rundreise ist kein Bestandteil der Kolumbien Rundreise von Vögele Reisen.

Medellin

Wir haben Glück, denn heute ist Markttag. Bevor wir gegen 06:15 Uhr aufbrechen, decken wir uns noch auf dem gegenüberliegenden «Mercado» mit den leckersten Früchten und dem süssesten Gepäck ein. Abfahrt – in die einst gefährlichste Stadt der Welt – Medellín.

Wir tauschen die ländliche Idylle in pures Grossstadtleben ein. Unser Hotel liegt mitten im kommerziellen Zentrum von Medellín. Nach einem schnellen check-in geht es direkt weiter und wir starten mit einer Stadtführung mit all ihren Highlights.

Unser Fahrer lässt uns an der Fussgängerstrasse «Calle Junín» aussteigen. Wir schlängeln uns durch die mit Menschen überfüllte Strasse, vorbei an Verkaufsständen mit einem riesigen Angebot an Kleidung und Accessoires bis hin zu lokalen Spezialitäten. Vor uns liegt der «Plaza de Botero» mit seiner beeindruckenden Sammlung an Skulpturen des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero. Nicht nur ein beliebter Ort bei den Touristen, auch die Einheimischen zieht es auf diesen Platz. Mir scheint, als sei es ein lokaler Treffpunkt.

Bekannte Figuren von Fernando Botero in der Altstadt von Medellin

Comuna 13 – eine wundersame Metamorphose

Von dort aus führt uns der Weg zur einzigen Hochbahn Kolumbiens, auf die die Medellinensen sehr stolz sind. Nach einer kurzen Fahrt mit der Metro, steigen wir um in die Linie K, der «Metrocable». Sie ist nicht nur ein wichtigstes Verkehrsmittel in der Comuna 13, sondern auch eine soziale Transformation in Medellín. Noch dazu erhalten wir eine eindrückliche Aussicht auf die Stadt. Medellín galt einst als die gefährlichste Stadt der Welt. Gewalt, Drogen und verschiedene soziale Herausforderungen, gehörten hier zur Tagesordnung. Allerdings hat die Stadt einiges unternommen, um vor allem das Viertel «Comuna 13» zu einem besseren Ort zu machen.

Aus der Vogelperspektive der Seilbahn aus war es ziemlich eindrücklich die Comuna 13 zu sehen. Indem wir mittendrin stehen und durch das Viertel spazieren, gibt uns noch einmal ein ganz anderes Gefühl. Es ist eine Mischung aus Emotionen, Eindrücken und verschiedenen Erinnerungen. Die vielen bunten Graffitis geben uns ein warmes und lebhaftes Gefühl.

Inmitten des Viertels befindet sich eine Rolltreppe, welche seit einigen Jahren das Armenviertel mit dem Rest der Stadt verbindet. Je höher Du am Hang wohnst, desto ärmer bist Du, war lange die Faustregel. Einzig bleibt die Frage offen, ob die Rolltreppe wirklich für die BewohnerInnen des Viertels zu Erleichterung gebaut wurde oder eher für den Touristen – ich finde es auf jeden Fall spektakulär. Der Tag neigt sich dem Ende zu und wenn ich ehrlich bin, möchte ich diesen Ort gar nicht verlassen. Die lebhafte Atmosphäre dieses Viertels macht mich einfach glücklich.

La Piedra del Peñol und Guatape

200 Meter hoch ragt der gigantische Fels in den Himmel der Region Antioquia. Der Aufstieg, der schwindelerregender aussieht als es tatsächlich ist, umfasst exakt 740 Treppenstufen. Nein, ich habe nicht nachgezählt, ob die Angabe stimmt. Die Stufen sind in 50iger Schritten farblich markiert. Oben angekommen, erwartet uns ein einmaliger Panoramablick auf den Stausee «Embalse Guatapé», wie ich ihn noch nie gesehen habe. Umgeben von kleinen Inseln sieht er für mich eher aus wie ein grosses Naturschutzgebiet und nicht wie ein Stausee. Bei einem «Michelada» (Kaltgetränk aus Bier, Zitrone, Salz und einem Obst, z. B. Maracuja) lassen wir die Aussicht auf uns wirken. Noch mehr Glück haben wir, als sich die Sonne durch die Wolken kämpft, und wir versuchen die beste Fotoperspektive auf den «Embalse Guatapé» zu erhaschen.


Der Fels «El Peñol» von Guatapé


Ausblick auf den Stausee, Nahe Guatapé

Dort oben habe ich mich noch gefragt, wie die einzelnen Inseln wohl zu erreichen sind. Denn für mich hatte ein Stausee bisher die Aufgabe, Wasserkraft zu erzeugen. Dann sehe ich die kleinen Boote zwischen den Inseln fahren. Wir beginnen mit dem Abstieg und fahren Richtung Stausee, wo wir vom Boot aus nochmals einen Blick auf den beeindruckenden Felsen werfen können. Es geht vorbei an dem ehemaligen Anwesen des berüchtigten Drogenbarons Pablo Escobars und einer seiner angeblichen Kommunikationseinrichtungen. Heute ziehen eher die extravaganten Villen von den bekannten Reggaeton Sängern J. Balvin und Maluma die Blicke auf sich.

Der «Embalse Guatapé» und der «El Peñol» liegen nahe zur Stadt Guatapé, die mit ihren bunten Hausfassaden farbenfroh und einladend wirkt. Hier wirkt Kolumbien wie aus dem Bilderbuch. Fast alle Sockel, spanisch «Zócalos», sind mit verschiedenen kunstvollen Malereien verziert. Die Darstellungen zeigen verschiedene Muster, Arbeiterszenen oder eine neugierige Tierwelt. Durch die Schirmenstrasse kehren wir zum Mittagessen in ein kolumbianisches Restaurant ein. Die heutigen Eindrücke sind schon wieder so grossartig und unzählig viel, dass meine Mutter während des Mittagessens sagt: «Also heute Abend musst Du mir nochmal alle Namen der Sehenswürdigkeiten sagen, Julia, dass konnte ich mir gar nicht alles merken.»

Den letzten Abend tauchen wir, in die Nahe unseres Hotels liegende «Provenza» ein. Bekannt ist die Strasse für eine Vielzahl an Restaurants, lauter Musik, kleinen Geschäften und Bars. Wir lassen die Nachtschwärmer tanzen, denn für uns geht es morgen früh weiter in Richtung Karibikküste, nach Santa Marta.

Santa Marta, Palomina und Taironaka Reservat

Endlich karibische Temperaturen. So steigen wir bei strahlblauen Himmel und herrlichen 28° Grad aus dem Flieger. Nach einer 40-minütigen Autofahrt erreichen wir die Altstadt von Santa Marta. Bestehend aus ein paar wenigen bunten Gassen, dem Platz der Liebe und der Promenade gibt es hier nicht viel zu sehen. Interessant ist eher die Umgebung von Santa Marta, wie dem Taironaka Reservat, dem Tayrona Nationalpark, Palomina und den vielen verschiedenen ethnischen Gruppen wie den Kogis und Arhauacos.

Der Kontrast dieser Region ist etwas Besonderes. Blaues Meer, goldgelbe Sandstrände, eine reiche, grüne Vegetation vor der imposanten Bergkulisse der «Sierra Nevada» mit ihren schneebedeckten Gipfeln. Eine Pracht, die nicht schöner sein könnte. Wir biegen links ab, über einen Schotterweg, durch bewachsenes Gebüsch und halten vor einem Resort, welches sich perfekt in die Natur integriert. Direkt am Strand gelegen, liegt unsere kleine Unterkunft, in der wir die nächsten beiden Nächte untergebracht sind. Heute ist nur noch Entspannen angesagt und wir geniessen den Blick auf das Meer. Abends werden wir von einem Tuk Tuk in Richtung Palomina abgeholt, wo wir durch die kleine Einkaufsstrasse schlendern und es uns in einem kolumbianischen Fischrestaurant schmecken lassen.

Taironaka Reservat – ein Paradies am Fluss «Don Diego»

Heute ist wieder Natur pur angesagt. Wir machen uns auf den Weg in das ca. 20 Autominuten entfernte Taironaka Reservat. Unser Fahrer lässt uns am Eingang des Reservats aussteigen, von wo ein Fussweg durch den Dschungel ins Reservat führt. Wir sind die einzigen Touristen und lauschen gespannt den Geräuschen der Tierwelt. Immer wieder bleiben wir stehen und lernen die vielfältige Flora und Fauna kennen. Vom Affenschwanz, über die Königszepter bis hin zur Tigerspinne. Allerdings fasziniert dieser Ort nicht nur mit seiner Natur, sondern auch mit seinen kulturellen Schätzen. Ein archäologisches Paradies, wo sich uralte Steinterrassen einer alten Tayrona Siedlung befinden. Die ehemalige Tayrona Siedlung wird noch heute von den indigenen Nachkommen besucht, den Kogis. Francisco, ein Kogi, nimmt uns in Empfang und führt uns durch diesen heiligen Ort. Wir tauchen gemeinsam mit ihm in die Welt der Kogis ein und werden mit einer einzigartigen Lebensweise, ihren spirituellen Praktiken und einer tiefen Bindung zur Natur vertraut gemacht. Francisco erzählt uns, dass viele ihrer Handlungen Auswirkungen auf das Gleichgewicht zwischen ihnen und der Natur haben.

Taironaka Reservat, mit Blick auf die uralten Steinterassen

Bevor wir runter zum Fluss laufen und uns in Tubing Ringen auf dem Wasser treiben lassen wollen, bekomme ich die aussergewöhnliche Gelegenheit, an einer kleinen Zeremonie teilzunehmen. Ich erhalte ein Schutzarmband, gesegnet von einem Mamo (übersetzt: spiritueller Anführer). Francisco führt mit dem Rauch einer «frailejones» (deutsch: Mönchspflanze) eine Säuberungszeremonie durch. Das Armband fällt von alleine ab, so sagt er mir und ich soll es zur Reinigung in ein Gewässer werfen oder zurückkehren, um es säubern zu lassen. Noch trage ich das schwarz-weiss gestreifte Armband um mein Handgelenk. Für welche Variante ich mich entscheiden werde, erzähle ich Euch vielleicht ein anderes Mal.

Die Magie ist spürbar! Ich trage nicht nur ein Armband, sondern auch eine Erinnerung an einen ganz besonderen Ort und einer ganz authentischen Begegnung mit einem Kogi.

Gesegnet laufen wir runter zum Fluss «Don Diego», lassen uns in die Tubing Ringe fallen und treiben flussaufwärts in Richtung Flussmündung. Wir geniessen das Nichtstun und bewundern den Blick auf die Sierra Nevada, die sich heute mit bester Sicht vor uns öffnet. Dieses Abenteuer solltest Du unbedingt nachmachen und auf Eure to do Liste für Kolumbien setzen.

Flussmündung des «Rio Don Diego»

Unsere Rundreise neigt sich so langsam dem Ende zu. Am nächsten Morgen brechen wir zu unserem vorletzten Stopp, Cartagena, auf.

Cartagena, die Königin der Karibik

Man spricht von der schönsten Kolonialstadt Kolumbiens. Ich kann das bestätigen! Bunte Farben an den Hausfassaden, Latinos, die mit ihren Ghettoblastern durch die Strassen der Altstadt laufen und die Touristen dazu animieren mitzumachen, natürlich gegen ein Trinkgeld. Einfach ein pulsierendes Lebensgefühl. Willkommen in der Küstenstadt Cartagena de Indias.

Eine Fülle von Sehenswürdigkeiten, mit herrschaftlichen Kolonialhäusern und einer lebendigen Kunst- und Kulturszene bestimmen das Altstadtbild. Das «Centro Historica» ist UNESCO-Weltkultur und ist zu Fuss sehr gut zu erkunden. Trotz des anfänglichen Labyrinthes aus kleinen Gassen mit Kopfsteinpflaster finden wir uns recht schnell zurecht. Umrandet wird die Stadt von einer historischen Stadtmauer, welche im 17. Jahrhundert zum Schutz vor Piratenangriffen errichtet wurde. Heute kannst Du entlang der Stadtmauer spazieren und den Blick von oben auf die Altstadt geniessen. Beeindruckend ist ebenfalls die Festung «Castillo San Felipe de Barajas», erbaut von den Spaniern, hoch oben liegend auf einem Hügel. BesucherInnen können durch die Gänge und Kasematten wandern.

View of balconies leading to the stunning cathedral in Cartagena, Colombia

An einigen Ecken erinnert mich Cartagena an Kuba, Havanna. Wir blicken auf zerfallene Häuser, von denen die Farbe abblättert und Händler ihre Karren, beladen mit Obst und Gemüse, durch die Strassen schieben.

Hier in Cartagena spielt sich das Leben auf der Strasse ab, vor allem am Abend, wenn die Temperaturen etwas nach unten sinken. Ich mag besonders das Stadtviertel «Getsmani», früher ein Arbeiterviertel, ist es heute ein absolutes Hippsterviertel und eine lebendige Kulturszene. Hier ist alles noch ein Tick ursprünglicher. Die vielen Graffitis machen dieses Stadtviertel noch bunter und einladender. Nachts erwacht Getsmani, es wird laute Musik gespielt und Künstler preisen ihre wunderschönen Bilder an. Es duftet nach köstlichen kolumbianischen Gerichten wie frittierten Empanadas oder Arepas, Maisfladen, gefüllt mit viel Käse.

Arepas vcon queso, Maisfladen gefüllt mit Käse

Maisfladen gefüllt mit Käse

Karibik pur auf der Isla Mucura

Wer sich nach den vielen Eindrücke in Cartagena de Indias nach Meer, Sonne und Salzwasser auf der Haut sehnt, der sollte ein paar Tage auf die Isla Mucura fahren. Nach etwa 2 Stunden Bootstransfer erreichen wir das Paradies. Wir blicken auf türkisblaues Wasser, einen weissen Sandstrand und wunderschöne Palmen. Einsames Karibikfeeling ist für die nächsten Tage angesagt. Wir lassen uns auf die einladenden Liegestühle fallen, bestellen eine Limonada de Coco, ohne Rum und geben unserem Kopf eine Pause. Standby bitte.

Die optionale Badeverlängerung findet für Gäste von Vögele Reisen auf der Isla Baru statt.

Wenn ich an Kolumbien zurückdenke, denke ich an traditionelle Geschichte, die kulturellen Schätze, eine köstliche Küche, authentische Begegnungen, pulsierende Metropolen, karibische Strände und herrschaftliche Kolonialbauten. Ich kann verstehen, dass es viele zurückzieht und sie diesen wunderschönen Fleck der Erde als ihr Zuhause bezeichnen.

«El único riesgo es que quieras quedarte»
(Das einzige Risiko ist, dass Du bleiben möchtest)

Bist Du gedanklich schon am Koffer packen und planst Deine Kolumbien Rundreise? Das verstehe ich. Ich bin absolut fasziniert von diesem Land und hoffe, dass Dich meine Worte gedanklich und visuell in das für mich absolut faszinierende und magische Land geführt haben.

Julia Klotzke, Produkt Managerin und Content Marketing Spezialistin bei Vögele Reisen, war im Januar 2024 in Kolumbien unterwegs.

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    • Täglich Frühstück, 2 Mittag- 7 Abendessen
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